Begonnen hat eigentlich alles an einem verregneten Nachmittag im Restaurant meiner Grossmutter. Die Stammgäste sassen am runden Tisch vor ihrem Bier, als ein kleiner, blonder Dreikäsehoch sich vor sie hinstellte und lauthals verkündete, dass nun Theater gespielt werde. Dieser Dreikäsehoch war ich natürlich selbst. Ich hatte, wie so manches Schweizer Kind, mit Begeisterung die Kasperlitheater-Hörspiele von Jörg Schneider gehört und mir gedacht, dass ich das unbedingt auch ausprobieren müsse. Und so spielte und spielte ich, zur Begeisterung meinerseits und zum Leidwesen der Stammgäste. Ich jedoch hatte Blut geleckt, erzählte von da an an jeder Familienfeier Witze, Geschichten oder sang mich von Lied zu Lied. Meist gab es dafür Applaus, selten eine ermahnende Handbewegung, die signalisierte, ich solle mich wieder einmal hinsetzen und still sein. Im Jahr 2016 kam dann eine Gelegenheit, um nicht an einem Festtisch zu sitzen, sondern vor der Kamera zu stehen. Für die Realverfilmung mit der Schweizer Kinderbuchfigur Papa Moll wurden fünf Kinderdarsteller gesucht, woraufhin ich mich dort meldete. Schliesslich, man kann es Glück nennen, kriegte ich eine dieser begehrten Rollen, nämlich die des Willy. Drei Monate war ich von der Schule dispensiert und tauchte ein in die Welt der Schauspielerei. Die Zeit war voller aufregender Neuerungen für mich: Kameraerfahrungen, Pressetermine, Interviews, Roter Teppich und ich sah mich auf einmal mit grossen Schauspielern spielen, die ich von klein auf schon bewunderte. Ich erinnere mich an eine Szene, in der ich Angst und Traurigkeit hätte vermitteln sollen, aber vor lauter Stolz und Freude nur breit grinsen konnte. Jedoch endete diese märchenhafte Zeit auch so abrupt, wie sie begonnen hatte. Ich hatte mich wieder auf die Schule zu konzentrieren und darauf eine Anschlusslösung zu finden. So absolvierte ich 2018/19 den Gestalterischen Vorkurs am GBS St. Gallen. Dieses Jahr eröffnete mir viel Zeit und Möglichkeiten, mich selbst, meine Ansichten und Interessen zu entdecken. Ich fing an, mich für Märchen, Fabeln, Schweizer Volkssagen und andere Geschichten aus aller Welt zu interessieren und machte erste private Tonaufnahmen, die sich im Laufe der Jahre perfektionierten. Mit dem Beginn meiner Arbeit mit Kindern entdeckte ich mein Bedürfnis Kindern Geschichten und Märchen zu erzählen und besuche seither regionale Kindergärten und erzähle an allen möglichen und unmöglichen Orten. Mit der Zeit habe ich eine weitere Leidenschaft wiederaufgenommen: das Erfinden und Schreiben von eigenen Geschichten. So stammt ein Grossteil der Geschichten, die ich bei Auftritten erzähle, aus eigener Feder. Nun, 2022, habe ich vier dieser eigenen Geschichten aufgenommen und als CD veröffentlicht. «Luschtigi Gschichte» soll nun jedoch erst ein Anfang sein; nebenbei schreibe ich an weiteren Geschichten, darunter eine Hörspiel-Serie. Ebenfalls habe ich im Jahr 2021 zwei Geschichten illustriert, die ich baldmöglichst als Bilderbuch herausgeben möchte. Sie sehen also, es steht noch vieles offen. In dem Sinne: Uf Wiederluege oder Bis bald.